Windkraft als Rettungsanker? Löhnberg stimmt bald über Mega-Deal ab
Löhnberg vor entscheidender Abstimmung
Die hoch verschuldete Gemeinde Löhnberg könnte bald Geschichte schreiben. Am 8. September 2025 sollen die Bürgerinnen und Bürger in einem Bürgerentscheid darüber abstimmen, ob in ihrer Gemeinde ein groß angelegtes Windkraftprojekt umgesetzt wird. Der sogenannte „Mega-Deal“ soll Löhnberg aus der tiefen Finanzkrise helfen.
Aktuell steht die kleine Gemeinde im Landkreis Limburg-Weilburg mit rund 37,5 Millionen Euro in der Kreide. Über Jahre wurden keine ordentlichen Jahresabschlüsse erstellt, was schließlich die Kommunalaufsicht auf den Plan rief. Zeitweise drohte sogar die Einsetzung eines Staatskommissars. Bürgermeister Reiner Greve setzt nun alles daran, die Finanzen zu sanieren – und sieht in der Windkraft eine einmalige Chance.
Was sieht der „Mega-Deal“ vor?
Geplant ist, dass zwischen drei und fünf neue Windräder auf Löhnberger Gemarkung entstehen. Diese sollen über Pachtzahlungen, Beteiligungen an der Stromproduktion und Gewerbesteuer jährlich bis zu 1,5 Millionen Euro in die Gemeindekasse spülen. Damit könnte die Kommune einen erheblichen Teil ihrer Schulden schneller abbauen.
Schon heute betreibt der Windkraftentwickler Alterric zwei Windräder in Löhnberg, die rund 8,4 Megawatt Strom erzeugen – genug, um rechnerisch alle Haushalte der Gemeinde zu versorgen. Das neue Projekt würde die Windkraftnutzung massiv ausweiten.
Beteiligung der Bürger
Im Bürgerentscheid sollen die Löhnberger entscheiden, ob die Gemeinde mit Investoren entsprechende Verträge abschließen darf. Grundlage ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das Kommunen eine finanzielle Beteiligung an Windkraftprojekten garantiert. Pro eingespeister Kilowattstunde können bis zu 0,2 Cent direkt an die Gemeinde fließen – zusätzlich zu festen Pachteinnahmen.
Bürgermeister Reiner Greve betont:
„Wir wollen die Entscheidung auf eine breite Basis stellen. Es geht um unsere finanzielle Zukunft – und um die Frage, ob wir selbstbestimmt bleiben.“
Skepsis und Chancen
Trotz der potenziell hohen Einnahmen gibt es auch kritische Stimmen. Einige Bürger fürchten Eingriffe ins Landschaftsbild, Lärm oder andere Belastungen durch neue Windräder. Zudem können Genehmigungsverfahren sich über Jahre hinziehen, sodass erste Einnahmen wohl frühestens ab 2027 sprudeln würden.
Dennoch sehen viele im Windkraft-Ausbau die einzige Chance, die Gemeinde langfristig finanziell zu stabilisieren – ohne weiter Schulden anzuhäufen.
Wie geht es weiter?
- Bürgerentscheid: Geplant für 8. September 2025
- Investoren: Noch nicht final festgelegt, möglich wären Akteure wie Alterric oder RWE
- Standortplanung: Muss bei positivem Votum konkretisiert werden
- Genehmigungen: Realistischer Baubeginn frühestens 2026
- Erste Einspeisung: Möglich ab 2027
Fazit
Löhnberg steht an einem Scheideweg: Der geplante Bürgerentscheid könnte über die wirtschaftliche Zukunft der Gemeinde entscheiden. Klar ist: Ohne neue Einnahmen droht Löhnberg weiter in der Schuldenfalle zu versinken. Die Windkraft könnte zum Rettungsanker werden – falls die Bürger zustimmen und die Projekte auch umgesetzt werden können.