Weinbau in Rheinland-Pfalz: Winzer in Not – Politik ringt um Lösungen
Rheinland-Pfalz ist das Herz des deutschen Weinbaus. Zwei Drittel aller deutschen Reben stehen hier, von der Mosel über die Nahe bis in die Pfalz. Doch die Winzer kämpfen ums Überleben: steigende Kosten, sinkende Erzeugerpreise, immer strengere EU- und Landesauflagen. Viele Familienbetriebe wissen nicht mehr, wie sie weitermachen sollen.
Während die Landesregierung mit kleinteiligen Programmen Vertrauen verspielt, drängen andere Parteien auf grundlegende Veränderungen. Doch wie tragfähig sind die politischen Vorschläge – und welche Folgen hat das Zögern der Regierung?
Landesregierung: Kleine Schritte statt großer Wurf
SPD, Grüne und FDP verweisen auf bestehende Förderprogramme, Beratungsangebote und Investitionen. Im Doppelhaushalt 2025/26 sind Verbesserungen der Versicherungsförderung und eine verstärkte Forschung zum klimafesten Weinbau vorgesehen. Die FDP-Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt betont zudem Absatzförderung, Bürokratieabbau und Investitionshilfen.
Doch Winzerverbände und Opposition kritisieren: Diese Maßnahmen reichen nicht, um die akute Krise zu entschärfen. Viele Betriebe fühlen sich von der Ampel im Stich gelassen – und sehen ihre Zukunft nicht mehr gesichert.
CDU: 9-Punkte-Programm für den Weinbau
Die CDU fordert ein Sofortprogramm, um Winzern schnell Luft zu verschaffen. Zu den Kernpunkten gehören:
- Rotationsbrache mit Prämie von 3.500 € pro Hektar für Biodiversitätsmaßnahmen, ohne Pflanzrechte zu verlieren.
- Erhöhung des Steillagenzuschusses, um die Kulturlandschaften an Mosel und Rhein zu erhalten.
- Unbürokratische, zinslose ISB-Darlehen.
- Rücknahme der Kürzung bei der Agrardieselrückerstattung.
- Steuerliche Risikoausgleichsrücklage für Krisenzeiten.
- Stärkung der DLR-Beratungszentren.
- Zulassung von Kaliumphosphonat im Ökoweinbau als Pflanzenschutz.
- Weinbau-Gipfel mit allen Akteuren für langfristige Lösungen.
- Marketing-Offensive und rechtliche Erleichterungen für Direktvermarktung.
Die CDU positioniert sich damit klar als Schutzpatron der Winzer – und wirft der Landesregierung Untätigkeit vor.
Freie Wähler: Steillagen und Landschaftsschutz
Die Freien Wähler konzentrieren sich auf den Erhalt des Steillagenweinbaus, der besonders arbeitsintensiv und teuer ist. Sie fordern Bewässerungskonzepte und mehr Unterstützung für den Schutz der Kulturlandschaft – inklusive des bedrohten Apollofalters, der in den Weinbergen lebt.
AfD: Gegen EU-Auflagen, für PIWI und weniger Bürokratie
Die AfD fordert ebenfalls eine Kehrtwende:
- Schutz bekannter Weinmarken vor Nachteilen durch das neue EU-Weinrecht.
- Stärkere Förderung pilzwiderstandsfähiger Rebsorten (PIWI) über die GAP.
- Ablehnung strengerer EU-Pflanzenschutzauflagen, die ein Drittel der Rebflächen gefährden könnten.
- Beibehaltung der Agrardieselrückvergütung.
- Stopp ideologischer Förderungen, wie etwa der von der Landesregierung unterstützten Initiative „QueerWein“.
Die Partei kritisiert „Bürokratiewahn und grüne Ideologie“ und warnt vor einem beschleunigten Höfesterben.
Folgen für Tourismus und Wirtschaft
Klar ist: Wenn der Weinbau weiter ausblutet, trifft das nicht nur die Winzer. Ganze Regionen leben vom Wein. Weinfeste, Straußwirtschaften und Vinotheken sind Motor für den Tourismus – und damit auch für Hotels, Gastronomie und Handwerk.
Ohne eine nachhaltige Stärkung der Winzer droht Rheinland-Pfalz ein doppelter Verlust: wirtschaftlich und kulturell. Wer reist noch an die Mosel, wenn die Steillagen brachliegen? Wer kommt in die Pfalz, wenn Weinfeste verschwinden?
Fazit
Die Winzer in Rheinland-Pfalz brauchen keine Absichtserklärungen mehr, sondern konkrete Hilfen. Jede Partei präsentiert eigene Konzepte – von Steillagenförderung über Steuererleichterungen bis zum Kampf gegen EU-Auflagen. Doch bislang bleibt die Frage offen: Wer liefert, bevor es zu spät ist?