Rheinbrücke bei St. Goar/St. Goarshausen: Warum der Baubeginn weiter auf sich warten lässt
Seit Jahrzehnten wird sie geplant, seit Jahren heiß diskutiert: die Mittelrheinbrücke zwischen St. Goar und St. Goarshausen. Sie soll die beiden Rheinseiten verbinden und eine der letzten großen Lücken in der Infrastruktur am Mittelrhein schließen. Doch während die Region auf den Spatenstich wartet, bleibt die Frage: Warum ist noch immer kein Baubeginn in Sicht?
Ein Projekt mit langer Geschichte
Bereits 2008 wurde ein Architekturwettbewerb ausgelobt, die UNESCO signalisierte 2010 grundsätzlich ihre Zustimmung. Dennoch kam das Vorhaben immer wieder ins Stocken – mal wegen Zuständigkeitsstreitigkeiten zwischen Land und Landkreisen, mal wegen fehlender Klarheit über Kosten und Betrieb. Erst 2023 brachte ein positiver Raumordnungsentscheid neuen Schwung: Grundsätzlich darf die Brücke gebaut werden. Doch damit ist der Weg noch lange nicht frei.
Hindernisse auf mehreren Ebenen
1. Welterbe-Status des Oberen Mittelrheintals
Die UNESCO achtet streng darauf, dass das Landschaftsbild zwischen Loreley und Marksburg nicht zerstört wird. Eine Brücke muss daher so gestaltet sein, dass sie sowohl der Schifffahrt genügt als auch das Panorama nicht beeinträchtigt. Die architektonische Gratwanderung ist schwierig – und kostet Zeit.
2. Finanzierung und Zuständigkeit
Unklar ist bis heute, wer Bau, Unterhalt und Betrieb trägt. Das Land verweist auf die Kreise, die Kreise auf das Land. Währenddessen steigen die Kostenprognosen. Von den einst kalkulierten 40 Millionen Euro kann längst keine Rede mehr sein.
3. Politische und gesellschaftliche Konflikte
Befürworter sehen die Brücke als Motor für Wirtschaft und Tourismus. Gegner warnen vor ökologischen Risiken, einer Zerstörung des Welterbes und Wettbewerbsnachteilen für die Fährbetriebe. Die Fronten sind verhärtet, Klagen nicht ausgeschlossen.
4. Langwierige Verfahren
Nach dem Raumordnungsbeschluss folgt nun das Planfeststellungsverfahren – mit Gutachten, Einwendungen, Offenlagen und möglicherweise juristischen Auseinandersetzungen. Ein Prozess, der sich über Jahre ziehen kann.
BUGA 2029? Wohl kaum
Immer wieder wird die Bundesgartenschau 2029 als Zielmarke genannt. Doch selbst das Verkehrsministerium räumt ein: Ein Brückenschlag bis dahin ist „unwahrscheinlich“. Zu komplex, zu teuer, zu strittig ist das Projekt. Realistisch ist ein Baubeginn wohl erst in den 2030er Jahren.
Kritische Fragen bleiben
- Blockiert der UNESCO-Schutz mehr als er nützt?
- Reicht ein Ausbau der Fährverbindungen nicht doch aus, um die Region zu entlasten?
- Wurde die Tunnel-Alternative ernsthaft genug geprüft?
- Und vor allem: Wie viel Geduld darf man der Region noch abverlangen?
Fazit
Die Mittelrheinbrücke bleibt ein Symbol für das Ringen zwischen Fortschritt und Bewahrung. Noch nie war man so nah am Ziel – und doch ist der Spatenstich weiter entfernt, als viele hoffen. Für die Menschen im Mittelrheintal heißt das: Abwarten und Fähre fahren.