Ein Mann lehnt erschöpft auf einem hohen Stapel Aktenordner, während hunderte Euro-Scheine durch die Luft wirbeln – Symbolbild für Bürokratie, die Millionen-Fördergelder auffrisst.

Millionenregen für Altenkirchen: Segen oder Seifenblase?

Altenkirchen im Westerwald. 136,4 Millionen Euro – eine Zahl, die klingt, als hätte Fortuna höchstpersönlich einen Jackpot über dem Kreis ausgeschüttet. Landespolitiker überschlagen sich in Jubelmeldungen: von „Rekord-Unterstützung“ ist die Rede, sogar „historisch“ sei dieser Moment. Historisch, jawohl. Aber jeder, der in Altenkirchen schon mal an der Bushaltestelle gestanden hat, weiß: Zwischen Jubel-Pressemitteilung und Realität passen locker noch drei Funklöcher.

Wenn Millionen plötzlich klein werden

136,4 Millionen Euro – das klingt fett. Aber was bleibt davon übrig, wenn die Bürokratie erst mal die Hände im Spiel hat? Jeder Verein, der schon mal einen Förderantrag für den Rasenmäher gestellt hat, weiß: Das dauert länger, als der Rasen wächst. Und am Ende reicht’s nicht mal für den Benzinkanister.

Bevor hier eine Straße asphaltiert, ein Kindergarten saniert oder ein Arzt ins Land gelockt wird, haben sich Millionen schon in „Projektplanungen“, „Beratungskosten“ und „interne Abstimmungen“ verflüchtigt. Die Verwaltung ist in Deutschland eben der einzige Bereich, in dem wirklich alles historisch ist – vor allem die Dauer.

Investitionen, die man nicht spürt

Die Politik wirft gerne mit schicken Schlagworten um sich: Infrastruktur, Bildung, Digitalisierung, Gesundheitsversorgung. Klingt super. Aber was heißt das in Altenkirchen, Betzdorf oder Daaden?

  • Klassenzimmer mit Fenstern, die seit den 70ern klemmen.
  • Busfahrpläne, die so verlässlich sind wie ein Lottogewinn.
  • Ärzte, die schneller verschwinden als Dorfbäcker.
  • Funklöcher, die größer sind als der Marktplatz.

Wenn das die Definition von „investitionsstark“ ist, sollten wir die Millionen vielleicht gleich in neue Hochglanz-Broschüren investieren. Da sieht dann wenigstens alles modern aus.

„Historisch“ – aber für wen?

Die Politiker feiern einen „historischen Fördermoment“. Historisch hoch sind allerdings auch die Preise für Baustoffe. Historisch langsam die Verwaltungswege. Und historisch genervt die Bürger, die von Rekordmeldungen lesen, aber im Alltag kaum etwas davon spüren.

Frage: Was ist an einem Geldregen historisch, wenn er im bürokratischen Gully verschwindet?

Wer gewinnt wirklich?

Klar, Millionen sind da. Aber fließen sie dorthin, wo sie gebraucht werden – in Schulen, Ärzte, schnelles Internet? Oder werden wieder Symbolprojekte bezahlt, die keiner braucht, aber jeder Bürgermeister in seiner nächsten Rede feiern kann?

Der Kreisverkehr mit Springbrunnen, die neue Gedenktafel oder das Prestige-Kulturzentrum, das nach zwei Jahren leer steht – alles schon mal da gewesen.

Fakt ist: Ein Geldregen nützt nichts, wenn er nicht bei den Menschen ankommt. Sonst ist er nur eine Seifenblase, die platzt, sobald sie auf die Realität trifft.

Und der Westerwaldkreis?

Damit nicht nur Altenkirchen glänzt: Auch der Westerwaldkreis bekommt seine Portion Millionen. Jeweils 12,5 Millionen Euro aus dem Sofortprogramm „Handlungsstarke Kommunen“ 2025 und 2026. Plus 163,2 Millionen Euro über zwölf Jahre aus dem Sondervermögen des Bundes. Macht knapp 190 Millionen Euro.

Hört sich ebenfalls nach goldenem Regen an. Aber wenn wir ehrlich sind: Auch dort warten Bürger auf Ärzte, Busse, Schulen ohne Schimmel und ein Handy-Signal, das stärker ist als ein Kerzenlicht.

Unser Fazit: Segen oder Seifenblase?

Vielleicht ist es beides. Ein Segen für Politiker, die Schlagzeilen brauchen. Eine Seifenblase für Bürger, die im Alltag auf Ergebnisse warten.

💬 Und jetzt ihr: Wenn ihr 136,4 Millionen Euro hättet – wo würdet ihr sie investieren? In Schulen? Ärzte? Schnelles Internet? Oder doch in den nächsten Kreisverkehr mit Wasserspiel? Schreibt’s uns in die Kommentare. Vielleicht liest ja jemand in Mainz mit.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner