MarienBad Bad Marienberg: Ein Sanierungsfall wird zum Millionengrab
Das MarienBad in Bad Marienberg steht exemplarisch für das, was im Westerwald in Sachen Politik, Planung und Kostenkontrolle schiefläuft. Eigentlich sollte die Generalsanierung ein Zukunftsprojekt werden: energetische Modernisierung, neue Technik, bessere Ausstattung, ein attraktives Angebot für Familien, Sportler und Touristen – und das alles mit Millionen an Bundesförderung. Doch aus dem geplanten Aufbruch ist ein finanzielles Fiasko geworden.
Heute herrscht Ernüchterung: Die Kosten sind explodiert, die Verantwortlichen wirken überfordert, und am Ende bleibt die Rechnung bei den Bürgerinnen und Bürgern hängen.
Fördermillionen als Hoffnungsschimmer – und harte Realität
Knapp drei Millionen Euro Bundeszuschuss wurden für das MarienBad zugesagt. Für eine Kleinstadt wie Bad Marienberg ist das viel Geld – ein echter Hoffnungsschimmer, um das Bad zukunftsfähig zu machen.
Doch inzwischen zeigt sich, dass die Fördergelder nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind. Die Gesamtkosten für die Generalsanierung liegen inzwischen mehrere Millionen Euro über den ursprünglichen Planungen. Damit wird deutlich: Selbst mit Zuschuss bleibt der Löwenanteil an der Kommune und ihren Steuerzahlern hängen.
Schlimmer noch: Wenn Bauzeiten überschritten werden oder einzelne Vorgaben nicht eingehalten werden, droht sogar der Verlust der Fördermittel. Dann müsste die Stadt sämtliche zusätzlichen Millionen alleine schultern – ein Horrorszenario für die ohnehin angespannten Haushalte.
Wer trägt die Verantwortung?
Die Verantwortlichkeiten sind klar verteilt:
- Die Stadt Bad Marienberg und die Verbandsgemeinde sind als Gesellschafter der MarienBad GmbH direkt zuständig. Sie tragen die finanzielle Verantwortung und haben die Kostenentwicklung über Jahre hinweg nicht konsequent hinterfragt.
- Die Kommunalpolitik hat die Situation zu lange schöngeredet. Statt klare Grenzen zu setzen oder rechtzeitig Kurskorrekturen einzuleiten, wurde immer wieder nachfinanziert. Kritische Stimmen verhallten.
- Das Land Rheinland-Pfalz glänzt derweil durch Untätigkeit. Förderbescheide überreichen und sich dafür feiern lassen, ist die eine Seite. Wenn die Kosten jedoch explodieren und Kommunen in die Knie gehen, herrscht Schweigen. Hier zeigt sich ein altbekanntes Muster: Das Land schiebt Verantwortung ab, während vor Ort die Bürgerinnen und Bürger zur Kasse gebeten werden.
Warum das MarienBad nicht nur eine Baustelle ist
In unserem Beitrag „Immer weniger Kinder können schwimmen – RLP“ haben wir bereits auf eine alarmierende Entwicklung hingewiesen: Infrastrukturabbau, Lehrermangel und schließende Bäder machen Schulschwimmen zur Ausnahme. Das Ergebnis: Immer mehr Kinder verlassen die Grundschule, ohne sicher schwimmen zu können 2halb3 – News.
Diese Entwicklung betrifft gerade Regionen wie den Westerwald besonders stark – und trifft direkt das MarienBad. Die geplante Sanierung ist daher entscheidend, um langfristig zu gewährleisten, dass Schwimmkurse und Schulschwimmen weiterhin möglich sind. Doch jetzt, da die Sanierung zum Millionengrab wird, droht genau das Gegenteil: Ausgerechnet dort, wo dringend stabile Bäder gebraucht werden, fehlt schlicht das Geld – und damit das Fundament für die nächste Generation.
Wie konnte es so weit kommen?
Die Gründe für die Kostenexplosion sind vielschichtig. Steigende Baupreise, verschärfte energetische Auflagen, zusätzliche Brandschutz- und Technikmaßnahmen – alles Faktoren, die Projekte in die Höhe treiben können. Doch entscheidend ist etwas anderes: das fehlende Kostencontrolling.
In den zuständigen Räten wurden die Zahlen jahrelang hingenommen, ohne ernsthaft gegenzusteuern. Anstatt Szenarien durchzurechnen, wurde auf Optimismus gesetzt. Ein fataler Fehler. So wurden die Bürger im Glauben gelassen, mit den Fördermillionen sei das Projekt solide abgesichert. Heute wissen wir: Das Gegenteil ist der Fall.
Ein Bad auf Kosten der Bürger
Schon vor der Sanierung war das MarienBad ein Zuschussbetrieb. Eintrittspreise allein deckten die Kosten nie. Jetzt droht das Bad endgültig zum Dauer-Defizit und Millionengrab zu werden.
Die Folge: Gelder, die eigentlich für Schulen, Straßen oder Vereine gedacht sind, müssen in den Sanierungsstrudel gesteckt werden. Für die Bürgerinnen und Bürger bedeutet das: höhere Belastungen, weniger Investitionen an anderer Stelle.
Hinzu kommt die Unsicherheit: Wenn die Fördergelder tatsächlich verloren gehen sollten, würde das Projekt zur existenziellen Bedrohung für die kommunalen Haushalte. Dann reden wir nicht mehr nur von einem Zuschussbetrieb, sondern von einem finanziellen Klotz am Bein für Jahrzehnte.
Ein Symbol für politisches Versagen
Das MarienBad ist längst mehr als nur ein Schwimmbad. Es ist ein Symbol. Ein Symbol dafür, wie politische Verantwortung verwaltet wird, statt sie zu übernehmen.
- Ein Symbol für fehlende Kostenkontrolle.
- Ein Symbol für politische Schönrederei, die Realität und Zahlen ignoriert.
- Ein Symbol für ein Land, das Förderbescheide verteilt, aber keine nachhaltige Hilfe bietet, wenn Projekte kippen.
Fazit: Die Haushalte baden, nicht die Gäste
Das MarienBad sollte ein Gewinn für Bad Marienberg werden. Ein Ort, an dem Kinder schwimmen lernen, Familien ihre Freizeit verbringen und Vereine trainieren können. Heute steht es vor allem für eins: das politische Totalversagen in Stadt, Verbandsgemeinde und Land.
Die Wahrheit ist bitter: Dieses Bad badet längst nicht mehr seine Gäste – sondern die kommunalen Haushalte.