Führerschein statt Fahrkarte: Warum Bus und Bahn in unserer Region zum Risiko werden
Bus und Bahn sollen Menschen verbinden. Bei uns in der Region verbinden sie vor allem eins: Ärger, Wut und Angst. Wer im Westerwald, im Rhein-Lahn-Kreis, in Limburg/Weilburg, Altenkirchen oder Neuwied unterwegs ist, kennt das Spiel. Verspätungen und Ausfälle sind fast schon Routine. Doch es geht längst nicht mehr nur um verlorene Minuten – sondern um Sicherheit. Gewalt, Randale und Respektlosigkeit gehören vielerorts inzwischen zum Fahrplan.
Wenn Busse und Bahnen zur Zielscheibe werden
Weilburg: Ein abgestellter Linienbus wird nachts aufgebrochen, eine Scheibe zerschlagen, der Fahrerbereich durchwühlt. Schaden: 2.500 Euro. Kein Einzelfall, sondern Teil einer Serie von Vandalismus-Meldungen.
Limburg: Jugendliche demolieren in einem Linienbus die Trennscheibe zum Fahrer. Einfach so. Kein Anlass, kein Motiv – außer Lust an der Zerstörung.
Neuwied: Immer wieder Schlagzeilen über zerstörte Scheiben in Bahnen und Buswartehäuschen, beschmierte Fahrzeuge, eingeschlagene Displays. Hier wie dort: Das Signal ist klar – Busse und Bahnen sind für viele inzwischen Freiwild.
Bahnhöfe als Brennpunkte
Bahnhof Limburg: Ein 44-Jähriger randaliert, schlägt gegen Türen, bedroht Polizisten mit einer Bierflasche, leistet Widerstand bei der Festnahme.
Bahnhof Weilburg: Prügeleien auf offener Straße, direkt vor den Augen von Passanten. Wer dort auf den Zug wartet, bekommt im Zweifel die Schlägerei gratis dazu.
Bahnhof Eschhofen: Steine fliegen auf die Glasfassade der Fahrplanauskunft. Nicht die erste und nicht die letzte Attacke dieser Art.
Altenkirchen: Wiederholt Randale am Bahnhofsumfeld – von zerstörten Automaten bis hin zu Auseinandersetzungen zwischen Gruppen, die im Zug begonnen haben und am Bahnsteig eskalieren.
Neuwied: Die Bundespolizei registriert regelmäßig Vorfälle am Bahnhof – von Körperverletzungen bis hin zu Pöbeleien, die in offene Bedrohungen umschlagen. Fahrgäste sind dabei nicht selten direkte Opfer oder Zeugen.
Fahrgäste zwischen Angst und Hilflosigkeit
Wer regelmäßig mit dem ÖPNV fährt, kennt die Szenen: Betrunkene, die pöbeln. Gruppen, die randalieren. Fahrgäste, die sich gegenseitig anbrüllen, beleidigen oder sogar attackieren. Das passiert nicht nur nachts, sondern auch mitten am Tag – auf dem Schulweg, auf dem Heimweg von der Arbeit.
Eltern erzählen, wie ihre Kinder eingeschüchtert werden. Berufspendler berichten von ständigen Belästigungen. Und viele ältere Menschen meiden inzwischen abends Busse und Bahnen komplett – nicht aus Bequemlichkeit, sondern aus Angst.
Der Führerschein als Fluchtweg
Natürlich: Autofahren bedeutet Kosten, Verantwortung und manchmal Stau. Aber im eigenen Auto entscheidet man selbst: über die Route, über die Mitfahrer, über die Sicherheit. Kein Randalierer steigt plötzlich zu. Keine Schlägerei auf der Rückbank. Keine Wartezeit mit Blick auf die Anzeigetafel, die wieder einmal „Verspätung“ anzeigt.
Der Führerschein ist für viele längst keine Option mehr – er ist die Notlösung. Die Flucht vor einem öffentlichen Verkehrssystem, das weder zuverlässig noch sicher wirkt.
Mehr als Einzelfälle – ein Muster
Die genannten Beispiele sind keine Ausreißer, sondern Ausdruck eines Trends. Polizei und Lokalmedien berichten regelmäßig von Randale, Übergriffen und Vandalismus. Die Täter sind mal Jugendliche, mal Erwachsene, mal Einzeltäter, mal Gruppen. Die Gemeinsamkeit: Sie machen den öffentlichen Nahverkehr für alle anderen zur Zumutung.
Und während Politiker und Verkehrsgesellschaften gerne über Investitionen, Modernisierung und Taktverdichtungen reden, bleibt die Frage offen: Wer kümmert sich eigentlich um Sicherheit? Wer sorgt dafür, dass Busse und Bahnen nicht zu Angstzonen werden?
Unser Fazit
Wer heute im Westerwald, in Limburg, im Rhein-Lahn-Kreis, in Altenkirchen oder Neuwied den ÖPNV nutzt, riskiert nicht nur Verspätungen, sondern manchmal auch Anfeindungen, Bedrohungen und Gewalt. Der öffentliche Raum im und um Busse und Bahnen wird zur Bühne für Respektlosigkeit und Aggression.
Solange das so bleibt, bleibt der Führerschein für viele das sicherere Ticket: nicht, weil das Auto schöner ist, sondern weil es schlicht schützt – vor Wartezeiten, vor Chaos und vor Mitreisenden, die man lieber nie getroffen hätte.
👉 Bus und Bahn sind nicht nur eine Frage der Mobilität. Sie sind inzwischen eine Frage der Sicherheit. Und solange das niemand ernsthaft angeht, werden Führerschein und Autoschlüssel für viele in unserer Region das Ticket in die Freiheit bleiben.